Platin: Unverzichtbar für innovative Gläser

Ob Tablet-Display, Kameralinse oder Impfstoff-Ampulle: Spezialgläser müssen komplexe Anforderungen erfüllen. Edelmetalle wie Platin sorgen bei der Herstellung dafür, dass innovative Glasarten ihre charakteristischen Eigenschaften behalten.

Hochwertiges Glas ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Fernsehbildschirme müssen farbneutral und dünn sein, Touchscreens kratzfest und bruchsicher. Für optische Gläser ist eine hohe Transparenz und Homogenität entscheidend, und medizinische Gläser garantieren den sicheren Einsatz von medizinischen Wirkstoffen. Während für die Herstellung und Verarbeitung von Gebrauchsgläsern Komponenten aus keramischen Materialien ausreichen, erfordert die Produktion von Spezialgläsern besondere Werkstoffe: Edelmetall-Legierungen, zum Beispiel aus Platin und Rhodium.

Langlebig und widerstandsfähig

Platin ist bei der Glasherstellung längst unverzichtbar. Schon jahrzehntelang stellt Heraeus der Glasindustrie Platinwerkstoffe zur Verfügung. Dabei machen sich die Spezialisten der Geschäftseinheit Heraeus Precious Metals die besonderen Vorzüge des Edelmetalls zunutze. Es hat einen sehr hohen Schmelzpunkt und ist äußerst langlebig und widerstandsfähig.

Keramik-Werkzeuge, die zum Beispiel bei der Herstellung von Flaschenglas zum Einsatz kommen, werden von der Glasschmelze angegriffen. Teile können sich lösen, was zu Einschlüssen im Glas und zu Verunreinigungen führt. Auch die mechanische Belastbarkeit des Glases kann sich verändern. Bei Gebrauchsglas sind diese Effekte hinnehmbar, bei der Herstellung von Spezialgläsern nicht. Denn das Glas wäre damit für den eigentlichen Einsatzzweck unbrauchbar.

Ideal für Gläser höchster Qualität

Legierungen aus den Edelmetallen Platin und Rhodium weisen für die Glasherstellung ideale Materialeigenschaften auf. Sie sind hochrein und chemisch beständig, haben einen extrem hohen Schmelzpunkt von 1840 bis 1870 Grad Celsius, widerstehen Korrosion und Oxidation und interagieren nicht mit den Glasschmelzen. Das heißt, sie verfärben weder das Glas, noch beeinflussen sie seine chemische Zusammensetzung. Das ist eine zwingende Voraussetzung, um Gläser mit höchsten Qualitätsanforderungen herstellen zu können.

Mit Platin-Rhodium-Legierungen werden zum einen keramische Bauteile verkleidet– das schützt das Glas vor Verunreinigungen. Zum anderen werden daraus Glaswerkzeuge wie Stirrer oder Plunger gefertigt, die die Glasschmelze rühren und transportieren. Systeme zur Herstellung von Spezialgläsern bestehen aus einer Vielzahl von Bauteilen. „Heraeus bietet ein breites Portfolio an Hochtemperaturwerkstoffen auf Edelmetallbasis für die Glasindustrie“, sagt Thomas Stenger, Leiter des Segments Functional Materials bei Heraeus Precious Metals. „Mit unseren Produkten ermöglichen wir unseren Kunden die Umsetzung neuester Prozesstechnologien für die Glasherstellung.“

DPH-Innovation setzt neue Maßstäbe

Platin und Platin-Rhodium-Legierungen bringen bereits sehr gute Eigenschaften für die Glasherstellung mit. „Doch wir sind schon einen Schritt weiter“, betont Dr. Matthias Wegner, Leiter Innovation des Bereichs Functional Materials bei Heraeus Precious Metals. „Mit sogenannten DPH-Legierungen lässt sich eine signifikant höhere Standzeit erreichen.“ DPH steht für „dispersion hardened“. Diese Legierungen sind fester und langlebiger als nicht-dispersionsgehärtete Materialien.

Die jüngste Innovation ist eine neue Generation von DPH-Werkstoffen, mit denen Heraeus neue Maßstäbe setzt. Auch bei sehr hohen Temperaturen behalten sie ihre Eigenschaften und sind widerstandsfähig gegenüber mechanischer Belastung und Verschleiß. „Von diesen Vorzügen profitieren Glashersteller“, erklärt Wegner. „Durch längere Wartungszyklen reduzieren sich Anlagenstillstand und Reparaturkosten.“ Ein Plus in puncto Nachhaltigkeit und Kapitalbindung: Für die Fertigung von DPH-Werkstoffen wird dank der hervorragenden mechanischen Eigenschaften des Materials weniger Edelmetall benötigt.